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Kleines Körperlexikon

Was geht ab unter der Haut?

Egal, ob wir gerade im Alltag herumwuseln oder auf der faulen Haut liegen: In
unserem Inneren herrscht rund um die Uhr Hochbetrieb. Dort wird unermüdlich
gefiltert, gewacht, bekämpft, produziert und wieder abgebaut.

Köperteil
Position
Darstellung
Benennung

Darm

Der Darm – dem Bauchgefühl auf der Spur

Wann machen Bakterien Stimmung?

In unserem Darm eigentlich immer – aber nicht immer auf die gleiche Weise. Denn die verschiedenen Bakterienstämme wirken bei der Produktion ganz unterschiedlicher Botenstoffe mit – etwa bei den Glückshormonen Serotonin und Dopamin oder beim schlaffördernden Melatonin. Gerät die Darmflora durch Fehlernährung oder Stress durcheinander, läuft auch die „Chemie-Fabrik“ im Bauch aus dem Ruder. Mögliche Folgen: Stimmungsschwankungen, miese Laune, Konzentrationsschwäche, Gereiztheit und Schlafstörungen bis hin zum Burn out.

Was für ein Durcheinander

Bilder von Darmschlingen wirken ziemlich chaotisch. Bei den Windungen des rund fünf Meter langen Dünndarms regiert tatsächliche reiner Zufall. Den Anfang macht der Zwölffingerdarm, gleich nach dem Magen. Hier wird der ätzend saure Mageninhalt (pH-Wert unter 2) erst einmal mit alkalischen Sekreten der Brunner-Drüsen und der Bauchspeicheldrüse neutralisiert. Im weiteren Verlauf spalten Verdauungsenzyme Nahrungsbestandteile wie Kohlenhydrate, Proteine und Fette in kleinste Bestandteile auf. Erst so können sie in den Blutkreislauf gebracht werden. Auch Vitamine, Elektrolyte und Wasser werden absorbiert. Schleimhautfalten und Darmzotten vergrößern die Darmoberfläche enorm und erleichtern dadurch den Verdauungsvorgang. Außerdem wird der Darminhalt vom Muskelgewebe, das den Verdauungsschlauch umgibt, wild durchgeknetet und fortbewegt.

Dicke Freunde

Im rechten Unterbauch übernimmt dann der Dickdarm die Verdauungsreste – portionsweise durch eine Klappe, die nur bei Druckanstieg im Dünndarm öffnet. Damit wird verhindert, dass bakterienreicher Dickdarminhalt sich in den Dünndarm schummelt. Auf seinen rund 1,5 Metern Länge holt der Dickdarm noch Wasser aus dem Stuhl und dickt ihn somit ein. Außerdem kümmert er sich um die Feinregelung des Elektrolyt-Haushaltes. Der dicke Darm verläuft im Gegensatz zu seinem dünnen Kollegen in streng geordneter Bahn: erst aufwärts bis unter die Leber, dann quer durch die Bauchhöhle, auf der linken Seite runter ins Becken, von dort nach hinten zum Kreuzbein und schließlich, als End- oder Mastdarm, abwärts bis zum Anus.

Der direkte Draht

Unser Gedärm beschränkt sich aber nicht aufs Verdauen. Es beherbergt auch den Großteil unseres Immunsystems. Außerdem wird hier laufend kommuniziert – und zwar mit allerhöchster Stelle, dem Gehirn. Dafür wurde sogar eine „Standleitung“ eingerichtet – der Vagusnerv. Der Informationsabgleich läuft aber auch über Nervenverbindungen im Rückenmark sowie per Hormon-Botschaften über die Blutbahnen. Das alles schaffen wir bzw. unser Darm nicht von alleine, sondern nur mit Hilfe des Mikrobioms – einer Unzahl von Mikroorganismen, die sich in unserem unteren Verdauungstrakt ein komplexes und empfindliches Ökosystem geschaffen haben. Der Deal: Wir futtern, was die Mitbewohner brauchen. Dafür tun sie alles Bakterienmögliche, um krankmachende Keime zu eliminieren. Dabei bespielen die Völker im Darm unser Gefühlsleben mit Botenstoffen – und beeinflussen über diesen Weg das Herz-Kreislauf-System, lassen uns entspannt oder aktiv sein und manipulieren sogar Essgewohnheiten sowie Körpergewicht.

Bloß nicht barrierefrei

Was wir essen und trinken konfrontiert den Darm täglich mit fremden Mikroorganismen und möglicherweise gefährlichen Stoffen. Um draußen zu halten, was drinnen nichts zu suchen hat, verfügt der Darm deshalb über drei Barrierestufen:

  1. Zuoberst fangen die Darmbakterien mit einer rund 3 Millimeter dicken Schleimschicht Angreifer ab – unter anderem Pilzsporen, Krankheitserreger, Farbstoffe und Spritzmittel.

  2. Die nächste Blockade bilden Epithelzellen, deren Zwischenräume von speziellen Proteinen abgedichtet werden, den „Tight Junctions“. Durchgang nur für erwünschte Besucher – etwa für Vitamine.

  3. Eindringlinge, die es bis hierher schaffen, werden von einer Schicht aus Immunzellen unseres Abwehrsystems zerlegt, die auch Antikörper gegen Krankheitserreger ausbilden.

 

Problemfälle:

Da drinnen stimmt was nicht

Vieles, was unser Wohlbefinden einschränkt, beginnt als Störfall für das empfindliche Ökosystem Darm. Hier eine kleine Auswahl:

Blähbauch
Unangenehme Gasansammlungen sind oft Zeichen von Fäulnis im Dick- oder Bakterienüberwucherung im Dünndarm. Ursache sind meistens unvernünftige Lebensgewohnheiten.

Reizdarm
Durchfall, Verstopfung, Bauchweh – so mancher Darm gibt sich zickig, obwohl sich keine konkrete Erkrankung als Ursache ausmachen lässt. Stress, unbestimmte Darminfekte, Ernährung und genetische Veranlagung kommen als Auslöser in Betracht

Immunschwäche
Wenn uns jeder kleine Infekt erwischt, sollten wir uns vielleicht ein bisschen mehr um den Bauch kümmern – denn der Großteil der Immunabwehr sitzt im Darm.

Übergewicht
Wir entscheiden nicht immer selbst darüber, ob und wieviel wir zulegen. Die Darmflora hat da auch ein Wörtchen mitzureden. So holen Bakterien vom Typ Firmicutes sogar aus eigentlich unverdaulichen Ballaststoffen mehr Kalorien heraus, als uns lieb ist.

Depression
Viele emotionale Talfahrten beginnen nicht im Kopf, sondern mit Darmproblemen im Bauch. Damit die Sonne bald wieder lacht, sollten wir also auch unser Mikrobiom ein bisschen verwöhnen.

Bakterien in Balance
Entscheidend ist ein Gleichgewicht zwischen den vielen Mikroorganismen. Oft schaffen wir durch unseren Lebensstil jedoch Bedingungen, die bestimmte Bakterien begünstigen – was wir meist unangenehm zu spüren bekommen. Für eine Balance der Kräfte in unserem Bauch können wir aber Einiges tun:

  • Einen darmfreundlichen Lebensstil pflegen:
    Ballaststoffreich essen, vor allem Lebensmittel mit hohem Inulingehalt – wie Knoblauch, Zwiebeln, Lauch, Spargel oder Topinambur.
    Die obligaten 1,5 bis zwei Liter Flüssigkeit täglich trinken.
    Möglichst wenig Alkohol, Nikotin und Haushaltszucker konsumieren.
    In Bewegung bleiben.

  • Erwünschte Bakterienstämme verstärken
    Probiotika, also lebende Bakterienstämme aus Milchprodukten, Sauerkraut oder Nahrungsergänzungsmitteln, unterstützen die „Guten“ und drängen Krankmacher wie Clostridien und E. coli zurück. Vor allem Bifidobakterien und Laktobazillen gelten als wichtige Probiotika.

  • Erwünschte Bakterienstämme besser versorgen
    Präbiotika, also bestimmte Ballaststoffe, können das Wachstum und die Aktivität nützlicher Mikroorganismen anregen.

  • Stuhltransplantation
    Kann ein Darm nach einer Antibiotikatherapie das eigene Mikrobiom nicht mehr herstellen, lässt sich mit der Übertragung gesunder Darmflora eines Spenders per Kapseln oder Endoskopie nachhelfen.

zehn Zahlen

Ein ausgewachsener Darm ist rund 5 bis 7 Meter lang. Mit all seinen Falten und Zotten bringt er es immerhin auf eine Oberfläche von 30 bis 40 Quadratmetern. Das ist beachtlich, aber doch deutlich weniger als die 300 bis 400 Quadratmeter, die früher angenommen wurden.
Mit rund 100 Millionen Nervenzellen arbeitet unser Darm vollautonom, also ohne Einflüsterungen vom Gehirn.
Im Laufe eines durchschnittlichen Lebens bearbeitet unser Darm rund 30 Tonnen Nahrung und 50.000 Liter Flüssigkeit.
Mehr als 500 Bakterienarten unterstützen ihn dabei und bilden ein Mikrobiom genanntes Ökosystem, das bis zu 2 Kilogramm wiegt.
Die Passage durch einen gesunden Darm dauert in der Regel um die 3 Tage.
Außerdem werden hier mehr als 70 Prozent unseres Immunsystems kontrolliert und mehr als 20 unterschiedliche Hormone hergestellt.

kurz und knapp Der Darm ist ...
... ein langer Muskelschlauch.

Der Darm beginnt ...
... nach dem Magen und besteht aus dem Dünndarm, dem Dickdarm sowie dem Mast- oder Enddarm.

Der Darm verdaut ...
... den Nahrungsbrei und nimmt dabei die Nährstoffe auf.

Der Darm reguliert ...
... unseren Wasserhaushalt.

Der Darm enthält ...
... einen Großteil der Immunzellen unseres Abwehrsystems.

Der Darm beherbergt ...
... Billionen von Bakterien, die Krankheitskeime abwehren und Botenstoffe produzieren, um mit dem Gehirn zu kommunizieren.

Der Darm kommuniziert ...
... laufend mit dem Gehirn über den Vagus-Nerv, sowie Nervenbahnen im Rückenmark und Hormone im Blutkreislauf.