Kleines Körperlexikon
Was geht ab unter der Haut?
Egal, ob wir gerade im Alltag herumwuseln oder auf der faulen Haut liegen: In
unserem Inneren herrscht rund um die Uhr Hochbetrieb. Dort wird unermüdlich
gefiltert, gewacht, bekämpft, produziert und wieder abgebaut.
Haut
Die Haut – Verpackung mit Selbstheilungskräften
Was vergisst unsere Hülle niemals?
Erst rot, dann braun – nach diesem Motto werden auch heute noch Sonnenbrände für einen sommerlichen Teint in Kauf genommen. Dabei wissen wir seit Jahren: Jede Überdosis UV-Licht brennt sich förmlich in unsere Haut ein und schädigt deren Zellen sowie die DNA nachhaltig. Kein Sonnenbrand wird je vergessen. Mit der Häufigkeit wachsen nicht nur die Zellschäden, sondern es steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich daraus Hautkrebs entwickelt.
Schicht um Schicht
Unsere Haut ist eine hochentwickelte, multifunktionale Hülle und bedeckt uns vollkommen. An Mund, Nase, Geschlechtsteilen und anderen Körperöffnungen gibt sie ihre Agenda an die jeweils zuständige Schleimhaut weiter. Um ihren Anforderungen gerecht zu werden, ist unsere Haut dreilagig aufgebaut:
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Oberhaut (Epidermis)
Sie ist unsere Außengrenze und besteht hauptsächlich aus einer geschmeidigen Hornschicht. Damit uns diese dichte Zellbarriere ausreichend schützen kann, ist sie ziemlich unempfindlich konzipiert: keine Nerven, keine verletzungsanfälligen Blut- oder Lymphgefäße – dafür ist sie von Talgdrüsen eingefettet. Ein ständiger Erneuerungsprozess hält den Schutzschild in Bestform. Dafür produziert die Oberhaut in der Keimschicht, ihrem Untergeschoss, unentwegt neue Epithelzellen sowie das Pigment Melanin – einen natürlichen Farbstoff und Lichtschutz für Haut und Haare. Etwa vier Wochen dauert die Wanderung der Zellen aus der Keimschicht an die Hautoberfläche. Unterwegs verhornen sie zusehends – bis sie an der Oberfläche abgestoßen oder durch mechanische Beanspruchung abgerieben werden. -
Lederhaut (Dermis)
Straffes Bindegewebe, in das Talg- und Schweißdrüsen, Haarfollikel, Nerven, Blut- und Lymphgefäße sowie kleinste Muskelzellen eingebettet sind – so ist die Lederhaut aufgebaut. Hier sind auch die meisten Sensorzellen unseres Tastsinns zu finden. Aber auch Venenprobleme – wie die berüchtigten Besenreiser – zeigen sich in der Dermis. Eine reißverschlussartige Verzahnung mit Zapfen und Papillen fixiert die Leder- an der Oberhaut und erleichtert deren Nährstoffversorgung. Bei tierischen Häuten bildet die Dermis nach dem Gerben das Leder, daher der Name. -
Unterhaut (Subkutis)
Die unterste der drei Hautschichten ist auch als Unterhautgewebe bekannt. Es besteht vor allem aus lockerem Bindegewebe, in das mehr oder weniger Fettzellen eingelagert sind. Hier in der Tiefe sind auch noch Schweißdrüsen zu finden, sowie tiefer liegende Teile der Haarfollikel. Außerdem haben in der Unterhaut die Vater-Pacini-Körperchen ihre Heimat. Mit diesen hochempfindlichen Rezeptoren des Tastsinns können wir unter anderem über die Haut krabbelnde Insekten erfühlen.
Starke Bindegewebszüge verbinden die Unterhaut mit der darüber liegenden Lederhaut, aber auch mit Strukturen im Körperinneren – wie Sehnen oder Knochenhaut. Wo Haut und Knochen immer wieder aneinander geraten, bildet die Subkutis stoßdämpfende Schleimbeutel, etwa an den Ellbogen oder den Fersen. -
Hautanhang
Auch Haare und Nägel sind Teile der Haut und bestehen aus demselben Material. 0,5 bis 0,7 Millimeter dicke Hornplatten bilden Finger- und Fußnägel, die auf einem Nagelbett liegen. Haare entspringen einem Follikel, zu dem immer auch eine Talgdrüse gehört, deren Sekret das Haar geschmeidig hält.
Wer liegt hier auf der faulen Haut?
So selbstverständlich versieht unsere Oberfläche ihren Dauerdienst, dass wir von den einzelnen Funktionen meist gar nichts mitbekommen:
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Rundumschutz
Schweiß und Talg aus den Drüsen der Lederhaut erzeugen einen Säureschutzmantel. Das ist kein Mantel gegen Säureattacken, sondern eine Barriere mit niedrigem pH-Wert, der uns unerwünschte Bakterien und Pilze vom Leib hält. Auch für viele schädliche Stoffe ist an den eingefetteten Hornhautzellen Schluss. Außerdem bewahrt uns die Hornschicht vor eindringendem Wasser ebenso wie vor übermäßigem Wasserverlust. So manche Stöße und Druckbelastungen steckt die Haut mehr oder weniger schmerzhaft weg. Ganz nebenbei tut sie ihr Bestes, um Sonnenlicht zu reflektieren – oder wenigstens mit Hilfe der schwarz-braunen Melanin-Pigmente in weniger schädliche Wärme umzuwandeln.
Im Körperinneren bildet die Haut im Bedarfsfall Antikörper und fordert vom Abwehrsystem erhöhte Blut- und Lymphzufuhr an. Die Folgen sehen wir als Rötung, Schwellung oder Ausschlag – etwa bei Infektionskrankheiten wie Scharlach oder einer Entzündungsreaktion wie dem Sonnenbrand. -
Klimaautomatik
Wird uns zu warm, etwa beim Sport, dann weiten sich die Gefäße in der Haut, um Wärme los zu werden. Gleichzeitig schalten die Schweißdrüsen auf Hochbetrieb, damit unsere Oberfläche durch Verdunstung gekühlt werden kann.
Ist uns zu kalt, ziehen sich die Gefäße zusammen. So bleibt die Wärme im Körper. Gleichzeitig verwandeln die Haarbalgmuskeln unsere glatte Hülle in eine Gänsehaut und stellen unser „Fell“ auf, um uns warm zu halten – ein Überbleibsel aus Zeiten üppigerer Körperbehaarung. -
Sensible Sensorik
Druck, Temperatur, Berührung, Schmerz – für Vieles existieren spezielle „Sensoren“, die unterschiedlich dicht in unserer Haut sitzen. Schmerzrezeptoren sind auch für den Juckreiz sowie für Temperaturempfindungen über 45 Grad zuständig. Die aufgeschnappten Reize werden dann per Nervenfaser an das Zentralnervensystem weitergeleitet. -
Müllabfuhr
Mit ihren Drüsen fungiert die Haut auch als Ausscheidungsorgan: Die Schweißdrüsen sondern Schweiß ab, der zwar zu 99 Prozent aus Wasser besteht, aber auch einen geringen Anteil harnpflichter Substanzen enthält, etwa Salz. Besonders viele Schweißdrüsen befinden sich in den Achselhöhlen, auf den Fußsohlen, in den Handflächen und auf dem Rücken. Der Schweiß selbst ist geruchlos. Das strenge Odeur verursachen Bakterien, die unsere Absonderung zersetzen.
Die Talgdrüsen an den Haarwurzeln produzieren täglich ein bis zwei Gramm Talg, eine Mischung unterschiedlicher Fette. Als natürlicher Hautschutz hält Talg die Epidermis geschmeidig und schützt sie vor Rissen sowie Infektionen. -
Hormonlabor
UV-Licht ist keineswegs nur gefährlich für unsere Gesundheit. Mit Hilfe der UV-B-Strahlen produziert die Haut genug Vitamin D, um damit 80 bis 90 Prozent unseres Bedarfes zu decken. Dessen Spezialität ist die Regulierung des Kalzium- und Phosphat-Haushaltes – etwa für den Aufbau von Knochen und Zähnen oder als Stütze für das Immunsystem. Gespeichert wird es im Fett- und Muskelgewebe sowie in der Leber.
Problemfälle
Viel Feind, viel Ehr‘ – das Multitalent Haut muss Einiges ertragen. Hier nur ein paar Beispiele:
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Verletzungen
Wir würden ganz schön lädiert durchs Leben gehen, hätte unsere Haut nicht diesen phänomenalen Reparaturmechanismus: Kleine Blessuren, bei denen die Keimschicht unversehrt bleibt, verschwinden einfach, indem die Haut durch Zellteilung neues Gewebe bildet. Ist eine Verletzung tiefer, wächst von den Wundrändern her Bindegewebe nach. Zudem bilden sich neue Blutgefäße und Kollagenfasern. -
Schuppenflechte
Diese chronische, entzündliche Hauterkrankung ist im Grunde eine Überreaktion des Immunsystems. Sie zeigt sich vor allem an Knien, Ellbogen, Gelenken oder der Kopfhaut durch juckende rote Hautflecken, sie sich mit einer verhornten Schicht überziehen. Die Erkrankung kann auch das Herz-Kreislaufsystem befallen. Mögliche Folgen: Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes mellitus und sogar psychische Probleme. Linderung können unter anderem Salben und Cremes, Solebäder sowie UV-Lichttherapien verschaffen. -
Neurodermitis
Quälender Juckreiz ist auch ein klassisches Symptom für Neurodermitis, ein weiteres chronisch-entzündliches Hautleiden. Besonders oft zeigt es sich auf Kopfhaut, Gesicht und Händen. Nach genauen Ursachen wird noch geforscht. Die Neigung zur Neurodermitis ist jedenfalls vererbbar. Ausgelöst wird die Krankheit durch „Trigger“, wie (Woll-)Textilien, starke Infektionskrankheiten oder bestimmte Nahrungsmittel. Behandelt wird vor allem mit intensiver Hautpflege, kortisonhaltigen Arzneien, Licht- und Klimatherapien. -
Akne
Ein eher kosmetisches, dennoch oft belastendes Problem sind Mitesser, Pickel und „Wimmerl“ – kurz Akne. Hauptleidtragende sind die Gesichter und Dekolletés von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Schuld ist meist die Hormonumstellung während der Pubertät. Burschen sind stärker betroffen als Mädchen. Salben, Peelings, UV-Licht sowie das kosmetische Öffnen und Ausdrücken der Pickel können dagegen helfen.
Akne kann aber auch entstehen, wenn die Haut Inhaltsstoffe von Pflegeprodukten oder Nahrungsmitteln nicht verträgt. Die „Mallorca-Akne“ ist hingegen eine stark juckende Form der Lichtallergie oder auch des Sonnenekzems – und heilt nach einigen Tagen von alleine wieder ab.
Bei einem erwachsenen Menschen bedeckt die Haut eine Fläche von bis zu 2 Quadratmetern.
Die Haut wiegt rund 3 Kilogramm. Inklusive Fettgewebe bringt sie bis zu 20 Kilogramm auf die Waage.
Die menschliche Haut ist zwischen 1,5 und 4 Millimeter dick.
Die Hornschicht nimmt 90 Prozent der Oberhaut ein.
Die Stärke der Oberhaut wächst mit der Belastung: So ist sie an den Augenlidern nur rund 0,03 bis 0,05 Millimeter dick. An stark beanspruchten Körperregionen, wie der Ferse, kann sie auch 2 Millimeter erreichen.
Außer auf den Handballen und den Fußsohlen ist unsere Haut mit durchschnittlich fast 100 Talgdrüsen pro Quadratzentimeter ausgestattet.
Jeder Quadratzentimeter Haut enthält durchschnittlich 25 Druck- und bis zu 200 Schmerzrezeptoren.
... aus Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut.
Die Haut verfügt ...
... über sehr wirkungsvolle Fähigkeiten zur Selbstreparatur.
Die Haut hat ...
... vor allem eine Schutzfunktion.
Die Haut reguliert ...
... daneben aber auch unsere Körpertemperatur sowie den Feuchtigkeitshaushalt.
Die Haut enthält ...
... Abertausende unterschiedliche Rezeptoren, mit denen wir Berührungen, Temperaturen und Schmerzreize wahrnehmen können.
Die Haut bildet ...
... das für den Knochenaufbau und die Immunabwehr wichtige Vitamin D mit Hilfe der UV-A-Strahlung des Sonnenlichts.
Die Haut betätigt ...
... sich mittels Schweiß- und Talgdrüsen auch als Ausscheidungsorgan.