Kleines Körperlexikon
Was geht ab unter der Haut?
Egal, ob wir gerade im Alltag herumwuseln oder auf der faulen Haut liegen: In
unserem Inneren herrscht rund um die Uhr Hochbetrieb. Dort wird unermüdlich
gefiltert, gewacht, bekämpft, produziert und wieder abgebaut.
Knie
Die Knie – kräftige Grenzgänger
Warum sollten wir stets Beinhaltung bewahren?
Als Schwerarbeiter sind unsere Knie dankbar, wenn ihnen auferlegte Belastungen wenigstens gleichmäßig verteilt werden. Dazu können wir bei jedem Schritt beitragen – indem wir die Beine beim Gehen und Laufen möglichst senkrecht ausrichten und die Füße parallel aufsetzen, also weder nach außen noch nach innen gedreht. Dann verläuft die mechanische Achse vom Hüft- zum Sprunggelenk genau durch das Zentrum des Knies – und die Last wird optimal verteilt: 75 Prozent auf die Innen- und 25 Prozent auf die Außenseite des Gelenks.
Alles andere als steif
Gehen, laufen, springen, stehen, tanzen, setzen – unsere Knie sind immer beteiligt. Wie sehr wir auf ihre Steherqualitäten angewiesen sind, erkennen wir meist erst, wenn sie sich schmerzhaft melden. Die Knie sind zwar unsere massivsten Gelenke – unverwundbar aber keineswegs. Sie müssen über Jahrzehnte hinweg enorme Belastungen (er-)tragen. Durch Beschleunigungskräfte schon bei ganz alltäglichen Bewegungsabläufen etwa das Drei- bis Fünffache bei jedem Schritt, beim Sporteln oft ein Vielfaches davon. Gleichzeitig werden Knie nicht nur gebeugt und gestreckt. Immer wieder sind auch komplizierte Dreh-, Roll- und Gleitbewegungen gefordert. Da stößt selbst das starke Gelenk von Zeit zu Zeit an seine Grenzen.
Ein Knie – drei Gelenke
Teile von Oberschenkelknochen und Schienbein sowie die Kniescheibe, verschiedene Muskeln, Bänder und Knorpel sind die Hauptbeteiligten am Knie. Das Wadenbein ist ein Grenzfall – nicht so richtig Teil des Kniegelenks, aber durch die obere Verbindung zum Schienbein doch wieder mit an Bord. Zum robusten Bewegungstalent wird dieses Gesamtkunstwerk durch eine trickreiche Konstruktion: das Drehscharniergelenk – zusammengesetzt aus:
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dem Kniescheibengelenk zwischen Oberschenkelknochen und Kniescheibe
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dem Kniekehlgelenk zwischen Oberschenkelknochen und Schienbeinkopf
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dem Gelenk zwischen Schienbein und Wadenbein.
Um das Knie zu stabilisieren, verbinden permanent gespannte und eher verletzungsanfällige Bänder die Knochen:
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Das äußere und das innere Seitenband bewirken, dass das Knie nicht seitlich verrutscht.
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Das vordere und das hintere Kreuzband verhindern eine Verschiebung nach vorne oder hinten.
Auch die Muskulatur bewegt nicht nur, sondern sorgt für zusätzlichen Halt. Zwei Knorpelscheiben pro Knie, auch als Menisken bekannt, wirken als Stoßdämpfer und Gleitflächen zwischen den Knochen. An der Rückseite des Knies, der Kniekehle, verlaufen wichtige Blutgefäße und Nerven.
Kleines Herz – große Wirkung
Der kleine, flache, herzförmige Knochen vor dem Kniegelenk, die Kniescheibe, hat es in sich: Sie ist nicht nur ein Schutzschild für das Gelenk, sondern verstärkt als Abstandhalter zwischen Sehne und Oberschenkelknochen auch die Hebelwirkung enorm. Möglichst reibungsarme Bewegungen verdanken wir der knorpeligen Rückseite der Kniescheibe, einem Schleimbeutel sowie einem Fettpolster. Abnützungserscheinungen sind trotzdem an der Tagesordnung.
Problemfälle:
Hohe Belastung und komplizierte mechanische Abläufe – diese Kombination bürgt für schmerzhafte Schwierigkeiten, besonders bei Freizeitsportlern sowie älteren oder übergewichtigen Personen. Hier nur ein kleiner Ausschnitt möglicher Komplikationen:
- Plötzliche oder gewaltsame Bewegungen, etwa beim Sport oder einem Unfall, können die relativ unelastischen Seiten- und Kreuzbänder dehnen oder gar reißen lassen. Typische Anzeichen: starke Schmerzen, geschwollenes Knie, Bluterguss, eingeschränkte Belastbarkeit. Eine endgültige Diagnose ist nur mit bildgebenden Untersuchungsverfahren möglich. Auf alle Fälle ist lange Schonung geboten, nicht selten muss auch operiert werden.
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Schmerzen rund um die Kniescheibe
Vor allem jüngere und sportliche Menschen bekommen Fehl- oder Überbelastungen oft durch Schmerzen in Kniescheibennähe serviert.
Mehrere Wochen Trainingspause, Schonung und Physiotherapie nach Bedarf lassen die Beschwerden meist abklingen. -
Schmerzen an der Knieaußenseite
Eingedrehte Knie (X-Beine), abgetragene (Lauf-)Schuhe, aber auch einseitige Abnützung der Gelenksknorpeln (Kniearthrose) können zu Entzündungen an der Außenseite führen. Sportler sprechen vom berühmt-berüchtigten Läuferknie.
Leichtere Beinfehlstellungen können oft mit Schuheinlagen korrigiert werden. Abnützungserscheinungen lassen sich medikamentös behandeln und gegen das Läuferknie helfen – wieder einmal – Schonung und Physiotherapie. -
Schmerzen an der Knieinnenseite
Die Ursachen ähneln jenen, denen wir die Schmerzen an der Außenseite verdanken. Als Fußfehlstellung kommt jedoch eher ein Knick-Senkfuß in Frage. Er bringt die Körperstatik ins Ungleichgewicht – die Knie müssen ausgleichen und werden so überlastet.
Empfohlen werden meist Schuheinlagen und gymnastische Übungen. -
Schmerzen in der Kniekehle
Hinten spüren wir unsere Knie nur selten, aber wenn, dann ist es oft gleich eine akute Meniskus-Verletzung, etwa durch einen Unfall. Erste Maßnahme: sofortige Kühlung gegen die Schwellung. Die ärztliche Behandlung reicht von Medikamenten und Physiotherapie bis zur Operation. Leichten Arthroseerscheinungen kann medikamentös zu Leibe gerückt werden.
Der Bewegungsumfang gesunder Knie reicht von 0 Grad bei durchgestrecktem Bein bis zu 150 Grad, wenn die Wade den Oberschenkel berührt.
Einwärts können wir unsere Knie ungefähr um 10 Grad drehen, auswärts um rund 30 Grad.
Kurzfristig stemmen unsere Knie bis zu 1,5 Tonnen.
Die Kniescheibe verlängert den Hebelarm des Oberschenkels und verschafft ihm dadurch eine Kraftersparnis von bis zu 44 Prozent.
Die Rückseite der Kniescheibe verfügt über den dicksten Gelenksknorpel unseres Körpers. Er ist bis zu 6 Millimeter stark.
Oberschenkelknochen und Schienbein werden von je 2 Seiten- und Kreuzbändern zusammengehalten und stabilisiert.
Im Laufe unseres Lebens legen wir mit Hilfe der Beweglichkeit unserer Knie rund 130.000 Kilometer zurück.
Rund 25 Prozent aller Sportverletzungen betreffen Knie.
... das größte Gelenk unseres Körpers.
Das Knie muss ...
... extremen Belastungen standhalten und ist deshalb relativ schmerzanfällig.
Das Knie verbindet ...
... Oberschenkelknochen, Schienbein, Kniescheibe und Wadenbein.
Das Knie besteht ...
... aus drei Gelenken, die auch komplizierte Dreh-, Roll- und Gleitbewegungen möglich machen.
Das Knie leidet ...
... vor allem an Fehl- und Überlastungen.