Kleines Körperlexikon
Was geht ab unter der Haut?
Egal, ob wir gerade im Alltag herumwuseln oder auf der faulen Haut liegen: In
unserem Inneren herrscht rund um die Uhr Hochbetrieb. Dort wird unermüdlich
gefiltert, gewacht, bekämpft, produziert und wieder abgebaut.
Mandeln
Die Mandeln – Herren des (Rachen-)Ringes
Was passiert in der Kinderstube unseres Immunsystems?
Vor allem in den ersten acht Lebensjahren dient das lymphatische Gewebe der Mandeln nicht nur als Barriere gegen Krankheitserreger, sondern als wichtiger „Lernort“ für das Immunsystem. Denn an den zerklüfteten Oberflächen der Mandeln bleibt so Einiges an Viren und Bakterien hängen. So lernen die weißen Blutkörperchen die Baupläne ihrer Gegner kennen. Versuchen die gleichen Keime später wieder ihr Glück, dann ist unsere Abwehr bereits gewappnet – und die benötigten Antikörper sind schnell verfügbar.
Willkommen im Security-Club!
Wie Wächter besetzen die Mandeln Stellen, an denen Mund- und Nasenraum in den Rachen münden. Insgesamt sind sie ein gut eingespieltes Sechser-Team:
- Zwei Gaumenmandeln
Sie liegen rechts und links an der Grenze zwischen Mundhöhle und Rachen. Die Gaumenmandeln (Tonsillen) können wir bei geöffnetem Mund ohne Hilfsmittel sehen.
- Eine Rachenmandel
Sie sitzt am Gaumendach oberhalb des Halszäpfchens. Sehen lässt sie sich nur bei einer Nasenspiegelung.
- Eine Zungenmandel
Sie befindet sich für uns nicht sichtbar weit hinten auf dem Zungengrund.
- Zwei Tubenmandeln (früher auch Seitenstränge)
Diese Ansammlungen lymphatischen Gewebes liegen an der Mündung der Ohrtrompeten (Eustachischen Röhren) im Nasenrachenraum.
Gemeinsam bilden die Mandeln den „Waldeyer‘schen Rachenring“. Dieser soll vor allem bei Kindern Viren und Bakterien abfangen, bevor sie tiefer in deren Körper gelangen. Ab der Pubertät schrumpfen die Gaumenmandeln und die Rachenmandel verschwindet fast völlig. Den Großteil der Abwehrfunktion übernehmen dann die Tubenmandeln.
Groß ist nicht immer gut
Die Mandeln kümmern sich also gleichzeitig um die Abwehr von Erregern und das Training des Immunsystems. Allerdings: Wo sich Keime tummeln, sind Entzündungen meist nicht weit. Die Tonsillen, also die gut sichtbaren Gaumenmandeln, sind besonders betroffen von:
- akuten Mandelentzündungen
Diese schmerzhafte Form lässt die Mandeln stark anschwellen und verursacht hohes Fieber. Ausgelöst wird sie meistens von Streptokokken (Scharlacherregern) oder anderen Bakterien. Virusinfekte sind selten die Ursache, aber mitunter Wegbereiter einer bakteriellen Entzündung. - chronischen Mandelentzündungen
Häufige akute Mandelentzündungen können zur chronischen Variante führen. Sie verursacht nur leichte Schluckbeschwerden und unangenehmen Geschmack bzw. Mundgeruch. Die Tonsillen sind klein, aber narbig verändert. Die Immunreaktionen auf diese „Dauerentzündung“ belasten den Körper stark.
Operation notwendig?
Früher wurden auch Kleinkinder mit Mandelentzündungen schnell einmal operiert. Heute weiß man um die wichtige Rolle der Mandeln für das Immunsystem. Entfernt werden die Tonsillen deshalb meist erst ab dem sechsten Lebensjahr. Nur chronisch entzündete Mandeln sowie Entzündungen mit Abszessbildung müssen auch bei jüngeren Kindern operiert werden.
Mandelentzündungen zählen zu den 20 häufigsten Anlässen für einen Arztbesuch.
Allerdings stammen nur etwa 15 Prozent der Halsschmerzen im Kindesalter von einer Mandelentzündung.
Die ältesten Hinweise auf eine Teilentfernung der Mandeln finden sich in einer hinduistischen Textsammlung aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.
... unser Immunsystem während der Kindheit.
Die Mandeln wehren ...
... Krankheitskeime ab.
Die Mandeln bilden ...
... sich ab der Pubertät wieder zurück.
Die Mandeln sind ...
... häufig von schmerzhaften Akutentzündungen betroffen.
Die Mandeln werden ...
... bei Kleinkindern nur bei chronischen Entzündungen oder bei Abszessbildung entfernt.